19:30 Uhr: als krönender Abschluss mit unvergesslichen Klassikern. Im Rahmen von 25 Jahre Architektur-Ikone: Das Center am Potsdamer Platz feiert 25-jähriges Jubiläum. Eintritt frei.
Dem Rundgang durch die Werkschau Julian Rosefeldt. Nothing is Original ist ein titelgebendes Zitat vorangestellt, gewissermaßen als Prolog. Es stammt von dem US-amerikanischen Independent-Regisseur Jim Jarmusch und ist eine Absage an die Originalität und Vorstellung, der künstlerisch schaffende Mensch müsse aus dem Nichts schöpfen: „Nothing is original. Steal from anywhere that resonates with inspiration or fuels your imagination. (…) always remember what Jean-Luc Godard said: ‚It’s not where you take things from - it’s where you take them to.‘“ (Nichts ist original. Klau von allem, was dich inspiriert oder deine Fantasie anregt. … immer daran erinnern, was Jean-Luc Godard sagte: Es geht nicht darum, woher die Dinge kommen, sondern wohin sie dich führen.)
Unter diesem Motto nähert sich die Ausstellung nicht nur dem Werk, sondern auch der Arbeitsweise des Filmkünstlers Julian Rosefeldt (*1965 in München).
Wunderbar anschaulich wird Rosefeldts künstlerische Übersetzung dieser Prämisse direkt zu Beginn des Rundgangs: Hier ist Teil 13 der 13-Kanal-Filminstallation Manifesto (2014/2015) zu sehen, in der die Schauspielerin Cate Blanchett in 13 Rollen Fragmente aus Manifesten verschiedener künstlerischer Bewegungen des 20. Jahrhunderts vorträgt.
Die Platzierung dieses Werks am Eingang greift dem Werdegang des Künstlers vor: Nach seinem Architekturstudium, 1994, in München und Barcelona entstehen zunächst fotografische wie filmische Arbeiten, in denen er sich mit dem Stadtraum und Orten verdrängter Geschichte auseinandersetzt. Die für Rosefeldts Herangehensweise elementare Frage, wie Narrative erzeugt werden, findet sich bereits in frühen Werken, beispielsweise in Archive of Archives (1995) und Detonation Deutschland (1996-1999). Diese veranschaulichen, wie die Gestaltung des öffentlichen Raums sowie die Praxis des Sammelns und Archivierens eine bestimmte Geschichte erzeugen. Einige Aspekte werden dabei hervorgehoben, während andere in den Schatten gerückt oder gar gelöscht werden.
Mit seinen bald folgenden medienarchäologischen Projekten beginnt Rosefeldt, massenmediale Narrativ-Konstruktionen zu hinterfragen. Fortgesetzt wird diese Untersuchung stereotyper Erzählweisen in seinen ersten raumgreifenden Filminstallationen ab 2000: Hier widmet er sich klassischen Filmgenres und TV-Formaten und macht Strukturen sichtbar, die die Zuschauer*innen nicht nur an die Story des Films binden sollen, sondern die auch ein kulturelles Ordnungssystem zu Verfügung stellen.
Besonders deutlich wird dies in der 5-Kanal-Filminstallation American Night (2008/2009). Die sich auf das Genre des Western beziehende Arbeit veranschaulicht, wie die Filme das Konzept des auf Freiheit und Individualismus basierenden Selbstverständnisses der USA untermauern. Dabei wird jedoch die koloniale Gewalt ausgeblendet. Im Bild der vor ihrer Hütte wartenden Frau beleuchtet die Arbeit die Bedeutung massenmedialer Produkte bei der Konstruktion gesellschaftlicher Rollen und Stereotype. Beim Betrachten dieser Filme und Serien sickern sie unbemerkt in unser Unterbewusstsein ein.
Neben zahlreichen Werken aus drei Jahrzehnten, ermöglichen Skizzen, Storyboards und Making-Of-Aufnahmen zusätzlich Einblicke in Rosefeldts Schaffensprozess (so erfahren wir beispielsweise, dass die immer wieder in seinen Arbeiten auftauchenden Puppen für ihn die Funktion der Selbsttherapie einnehmen: „Seit meiner frühen Kindheit habe ich panische Angst vor Puppen.“).
Die Ausstellung macht die Bandbreite seines Schaffens deutlich: Julian Rosefeldt nimmt die Mechanismen der Bildproduktion unter die Lupe, untersucht das Medium Kino und gibt uns mit seinen Werken Hilfestellung beim Sehen. Und er ist selbst auch ein Geschichtenerzähler, dessen Interesse sich auf den Menschen und seine conditio humana richtet: Wir begegnen dem Menschen mal als Sisyphus, der erfolglos versucht, sich von gesellschaftlichen Normen und Strukturen zu befreien (Stunned Man, 2004), mal als funktionierender Teil eines Systems, in dessen Funktionsweise er zwar keinen Einblick zu haben scheint, das ihm jedoch immerhin eine klar definierte Rolle zuweist (The Swap, 2015).
Werke wie Meine Heimat ist ein düsteres, wolkenverhangenes Land (2011) und The Ship of Fools (2007) untersuchen, wie sich Identitätsbildung anhand politischer und gesellschaftlicher Erzählungen vollzieht und setzen sich mit den Spuren der NS-Zeit im deutschen Nationalgefühl auseinander.
Und schließlich widmet Rosefeldt sich der Frage, wie unsere Erzählung weitergeht, wenn wir die Ressourcen des Planeten aufgebraucht haben. In After Us (2005) oder in Penumbra (2019-2022) hat der Mensch sich weitestgehend aus dem Lebensumfeld „Erde“ zurückgezogen. Zurück bleibt eine ausgebeutete Natur. Allein ein paar Forschende und Tanzende sind übrig - ein letzter selbstvergessener Rausch bevor das Licht ausgeht.
Ausstellungsdauer: 24. Mai – 16. Sep 2025
C/O Berlin Foundation
Hardenbergstraße 22–24
10623 Berlin
Täglich 11:00 – 20:00
www.co-berlin.org
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