15 Uhr: mit Anke Becker (Kuratorin Anonyme Zeichner) und Stéphane Bauer (Leiter Kunstraum Kreuzberg) Danach bis 20 Uhr Glühweinumtrunk und Gelegenheit, Zeichnungen zu erwerben. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien | Mariannenplatz 2 | 10997 B
Rohkunstbau geht in die zwanzigste Runde. Zum zehnten Mal mit Kurator Mark Gisbourne. Zum dritten Mal auf Grundlage Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Letztes Wochenende wurde die diesjährige Rohkunstbau-Ausstellung unter dem Thema „Revolution“ im Schloss Roskow eröffnet.
Nach „Das Rheingold“ (Rohkunstbau XVIII – Macht) und „Die Walküre“ (Rohkunstbau XIX – Moral) ist nun „Siegfried“ an der Reihe. Der dritte Teil der Wagnerschen Oper diente Gisbourne als Inspiration für sein Ausstellungskonzept, dem der revolutionäre Charakter Siegfrieds als Ausgangspunkt für die Zusammenstellung von zwölf zeitgenössischen Positionen dient. Ein ehrgeiziges Projekt - denkt man an Siegfried, den furchtlosen Drachentöter, der das alte Schwert seines Vaters zu Brei verarbeitet und im Feuer das unbesiegbare Schwert „Nothung“ erschafft. Gisbourne wirft in diesem Kontext eine schwierige Frage in die reizvollen Räume des Schlosses Roskow: “Kann Kunst überhaupt noch revolutionär sein?”
Nasan Tur (*1974) antwortet mit seiner Fotografie „Time for Revollusion“ aus dem Jahre 2008. Die Arbeit, die Ausstellung einleitet, zeigt die in roten Lettern abgebildete Kontamination vom Künstler auf eine Mauer gesprüht. Sie wirft in ihrem subversiven Wortspiel nicht nur die Frage auf, wie Revolutionen kommuniziert werden, sie thematisiert auch die inflationäre Nutzung des heutigen Revolutionsbegriffes.
Ironisch ist hingegen der Ansatz von Alicja Kwade (*1979). Wenig fruchtbar erscheint hier der Revolutionsvorgang beschrieben. Kwade viertelte mittels Spiegelplatten einen runden Tisch. Worte können noch gewechselt werden, Handlungen bleiben hinter den Spiegeln verborgen. Der am Tisch Sitzende, sieht nur die Spiegelung der eignen Aktionen. Ein konstruktiver Austausch mit dem Gegenüber ist kaum mehr möglich. Die Radikalität, die einer revolutionären Handlung innewohnt, deutet Kwade mit einer stillen Geste an. Zwei Steinhälften, die sie an der Fensterscheibe des Schlosses installiert hat, erscheinen wie ein im Flug unterbrochener Steinwurf durch eine Fensterscheibe. Witzigerweise befindet sich im Nachbarraum tatsächlich ein Loch in der Scheibe, vermutlich ganz ohne künstlerisches Zutun.
Das Feuer, das Markus Keibel (*1964) auf die Brockhaus-Bände von 2005 losgelassen hat, wurde nicht gestoppt. Im Garten des Schlosses sind - wie Reagenzgläser - achtzehn Glastiegel nebeneinander aufgereiht, die der Künstler mit der Asche der verbrannten Bücher eingefärbt hat. Was sich sofort ins Gedächtnis ruft, soll jedoch nicht mitgedacht werden – 1933 ist hier kein Thema. Keibel hinterfragt vielmehr die Abschaffung der Wissensaneigung aus Büchern. Er thematisiert die digitale Revolution, die das Internet zur Hauptinformationsquelle werden ließ und das Leseverhalten des Einzelnen entschieden prägt.
Insgesamt ist es eher eine brave Ausstellung, was vor allem mit der Thematik des Ausstellungskonzeptes und der damit verbundenen Erwartungshaltung zusammenhängt. Der Bezug zu Wagner scheint aufgepfropft.
Dass sich der Besuch im Schloss Roskow dennoch lohnt, liegt an den Arbeiten der teilnehmenden Künstler, die für sich genommen - unabhängig vom Ausstellungsprogramm - Akzente setzen, wie zum Beispiel die wunderbaren Klangbilder von Ion Sur.
XX. Rohkunstbau – Revolution
06. Juli bis 21. September 2014
Teilnehmende KünstlerInnen: Nevin Aladağ, Eva Castringius, Smadar Dreyfus & Lennaart van Oldenborgh, Nezaket Ekici, Ruprecht von Kaufmann, Markus Keibel, Alicja Kwade, Robert Lucander, Erik Schmidt, Ion Sur, Nasan Tur
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 12 bis 18 Uhr
Schloss Roskow
Dorfstraße 30
14778 Roskow
boell-brandenburg.de/de/kategorien/rohkunstbau
Titel zum Thema Rohkunstbau:
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In diesem Jahr setzt das seit 1994 alljährlich stattfindende Ausstellungsprojekt "Rohkunstbau" mit der Ausstellung "Drei Farben - Weiss" seine an den polnischen Regisseur Krzysztof Kieslowski angelehnte Triologie "Drei Farben - Blau Weiss Rot" fort.
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Damit hätte Robert Schumann sicherlich nicht gerechnet als er seine "Kinderszenen" im Jahre 1838 komponierte: die dreizehn Szenenthemen seines Stückes (z.B. "Ritter vom Steckenpferd", "Fast zu ernst" oder "Kind im Einschlummern") bilden nun den roten Faden des diesjährigen Rohkunstbau.
IX Rohkunstbau
nüüd.berlin gallery
GEDOK-Berlin e.V.
Meinblau Projektraum
Haus am Lützowplatz / Studiogalerie
Galerie Beyond.Reality.