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Quando la felicita non la vedi, cerca la dentro - Neapel von 1990 bis 2017

(Einspieldatum: 01.11.2018)
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Jeanne Fredac, Via Antonio Labriola (aus der Serie Napoli 1999-2017), Copyright ADAGP, Paris, 2018

Das Wander Atelier präsentiert im Rahmen des EMOP Berlin - EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY

„QUANDO LA FELICITA NON LA VEDI, CERCA LA DENTRO“. Neapel von 1990 bis 2017
Photographie von Jeanne Fredac

Vernissage 28.09.2018 19:00 Uhr
Die Ausstellung ist verlängert bis 04.12.2018

Ausstellungsort: Wander Atelier
Falckensteinstraße 45
10997 Berlin – Kreuzberg

jeannefredac.com

Die Ausstellung umfasst eine fotografische Serie über Neapel, die 1999 einsetzt und verschiedene Aspekte im Herzen der Stadt untersucht. Die Reise führt durch das alte historische Zentrum zu den Gebäuden der 1960er Jahre, wie Le Vele, Kulisse des Films Gomorrha, bis hin zur Brutalismus-Architektur von Aldo Loris Rossi. Die Serie ist aber nicht begrenzt auf die Architektur. Sie lädt uns ein, den Körper und die Seele von Neapel zu entdecken: das Meer, die Fischmärkte und natürlich die Religion, die hier so ungewöhnlich zelebriert wird – eine Mischung aus heidnischen Riten und Katholizismus. Dabei folgt die Ausstellung der Veränderung der Stadt ebenso wie der Entwicklung der künstlerische Arbeit der Fotografin über zwanzig Jahre hinweg: von den klassischen Schwarzweißbildern bis zu den letzten Experimenten mit Filmempfindlichkeit und Beleuchtung. Begleitet werden die Fotografien von einem langen Text über die Stadt von Jeanne Fredac, eingeleitet von Erri de Luca. Die Serie umfasst hunderte Fotografien, vierzig werden in der Ausstellung gezeigt. Die Fotografien werden in Form von zwei großen Collagen von 5,50 x 2 Metern präsentiert.


Jeanne Fredac, Pêcheurs de neige (aus der Serie Napoli 1999-2017),Copyright ADAGP, Paris, 2018

Die junge Frau sehnte sich nach einem Ort, in den sie gänzlich abtauchen könnte, einem Ort, der ihre Vergangenheit völlig wegspülen würde. Vielleicht kam das vom Herzschmerz der Jugend, von der Bewunderung für ein unauffindbares männliches Geschlecht. Sie spürte den Peitschenschlag, der das wilde Raubtier zum Sprung durch den Feuerring zwingt. Ihr wisst, die Tiere versengen sich dabei das Fell, und dieser Geruch lehrt sie Entwürdigung. Nach dem Sprung durch den Feuerring landete die junge Frau in Neapel.
Um sich auf einen gefährlichen Ort einzulassen, bedarf es Leidenschaft und Fieber. Ohne Malaria ist der Missionar kein Bewohner Afrikas. In der Stadt wird die junge Frau vom Fieber der Visionen befallen. Sie beschließt, sie festzuhalten und streift durch die schon so oft beschriebene Stadt. Sie ist ein Neuankömmling, wie eine Novizin, die zu Beginn hinter Klostermauern erschrickt. Die gekreuzigte Stadt löst sich langsam von den Nägeln, um sich ihr zu nähern.

Die Stadt liebt Neuankömmlinge. Sie offenbart sich denen, die noch mit halb ausgepackten Koffern dastehen. Die junge Frau geht jede Wegkreuzung mit blindem Vertrauen, gleichgültig dem eigenen Schicksal. Die Stadt nimmt sich so manches Geschöpfes an und offenbart sich ihm, während sie sich ewig vor den Einheimischen verbergen kann. Gleich einer entarteten Mutter, die die Stiefkinder, Streuner und unehelichen Kinder mehr als ihre eigenen liebt. So wurde die junge Frau von der Stadt erwählt, über sie zu berichten.

Die Zeilen und Fotogramme ihrer Darstellung zeugen von dem Privileg einer unerwarteten Offenbarung, aufgeteilt in weiße Räume und schwarze Farbe. Die junge Frau – mehr Augen als Hände, mehr Haare als Beine – schlüpft in Gassen, wie der Faden des Schneiders ins Nadelöhr, setzt einen Flicken auf und beißt den Faden mit den Zähnen ab. Ihr Passagierschein ist ihre Magerheit. Sie bremst den männlichen Appetit: Zuerst muss man ihr zu essen geben, denken sie hinter ihrem Rücken. Sie wischt mit einem Essigschwamm über die Gesichter der Orte und sieht sie, wie sie wirklich sind, wie ein Explosion der Sinne, etwas zwischen einem Kuss und einem Peitschenhieb. Ihr Zeugnis, ihre Text und ihre Fotografien, ist das gelungene Resultat eines Ausgleichs zwischen ihr und der Stadt. Zwischen ihnen fand sich, wie Junischnee, die seltene Vertrautheit des Zufalls, der Gegensätze und Missverständnisse.
Erri de Luca


Jeanne Fredac, Ufo (aus der Serie Napoli 1999-2017), Copyright ADAGP, Paris, 2018

„QUANDO LA FELICITA NON LA VEDI, CERCA LA DENTRO“
Naples from 1990 to 2017


Exhibit at Wander Atelier from Sept. 29. – Nov. 15. 2018
The exhibition features a photographic series about Naples begun in 1999 that explores various aspects in the heart of the city. The journey takes us through the old historic center to the buildings of the sixties, such as “Le Vele,” the scene of the movie Gomorrha, to the brutalism architecture of Aldo Loris Rossi. The photographs are not limited to architecture, however; they invite us to discover the body and the spirit of Naples: the sea and the fish markets, the religion, so unusually celebrated here in a mixture of pagan rites and Catholicism. The exhibition traces the changes the city has undergone as well as the development of the photographer´s artistic work over the past twenty years, from classic black-and-white images to the more recent experiments with films and exposures. The photographs are accompanied by an extensive text about the city of Jeanne Fredac, introduced by Erri de Luca. The series consists of more than three hundred photographs, forty of which are shown in the exhibition.

Ausstellungsdauer : 29. Sept. bis 4. Dez. 2018

Wander Atelier
Falckensteinstraße 45
10997 Berlin – Kreuzberg
jeannefredac.com
neue Öffnungszeiten:
Mi 14h–18h
Do–Fr 12h–18h
Sa 11h–15h

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