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Wie machen die das eigentlich? - KUNST KANN im Haus am Lützowplatz

von Maximilian Wahlich (05.01.2021)
vorher Abb. Wie machen die das eigentlich? - KUNST KANN im Haus am Lützowplatz

Ausstellungsansicht: Peter Senoner (links), Maria Seisenbacher (rechts), Courtesy Haus am Lützowplatz (HaL), Berlin 2020

Wie machen die das eigentlich – was denken Künstler*innen bei ihren Arbeiten? Wie sieht ihre Praxis aus? Welche Methoden wenden sie an?
Dieser Frage stellt sich die momentane Ausstellung KUNST KANN - Einblicke in zeitgenössische künstlerische Haltungen im Haus am Lützowplatz (HaL). Die künstlerische Praxis wird über sogenannte „Lernstationen“ für die Besuchenden erfahrbar. Insgesamt haben 12 Künstler*innen aus Literatur, Bildender Kunst, Musik sowie Performance ihre künstlerische Haltung vorgestellt.

Während des Lockdowns gibt es die Möglichkeit, auf der Website Interviews mit allen beteiligten Künstler*innen anzuschauen, sämtliche Anleitungen der Lernstationen zu lesen oder virtuell in einem exklusiven 20-minütigen LIVE AVATAR-Rundgang an Onlineführungen teilzunehmen.

So stößt man bspw. auf fünf Fotografien der österreichischen Künstlerin Ilona Kálnoky.
Sie beschäftigt sich mit Werkstoffen, aus denen sie durch Dehnung, Schmelzung, Pressung, Verdünnung Skulpturen formt. In einem Interview zur Ausstellung nennt sie die drei Elemente ihres Verfahrens „Werkstoff, Handlung und Prozess“. Ein Ziel hat sie bei der Arbeit mit dem Material nicht, ihre Arbeiten folgen keinem konzeptuellen Plan, sie entstehen sozusagen im spielerischen Umgang mit den Materialeigenschaften.


Ausstellungsansicht: Ilona Kálnokys, Courtesy Haus am Lützowplatz (HaL), Berlin 2020

Kálnokys Ansatz wird in einer kleinen Werkbank nachgestellt. Dort befinden sich neben Werkstoffen wie Wolle, Holzfasern oder Latex, Schaumstoff auch Formelemente wie Ringe oder Röhren. Anhand von fünf Schritten werden die Besuchenden an die Hand genommen und zum Spielen mit dem Material eingeladen. Sie können sich zwei Stoffe auswählen, eine Skulptur konstruieren und am Ende auch fotografieren.

Aus dem Bereich Literatur werden drei Gedichte der Lyrikerin Maria Seisenbacher vorgestellt, sie bestehen aus 60 Wörtern. Als Lernstation können nun diese 60 Worte als 3D-Druck von den Teilnehmenden angefasst, angeordnet und zu einem neuen Gedicht zusammengebaut werden. Anhand von sechs Etappen wird das – sprichwörtliche – Herantasten an die Worte, an eine Syntax und einen Rhythmus nahegebracht.


Ausstellungsansicht: Maria Seisenbacher, Courtesy Haus am Lützowplatz (HaL), Berlin 2020

Sicherlich ist sprachliche Praxis schwer vermittelbar. Seisenbacher beispielsweise begreift den Alltag selbst als Versprachlichung, weil wir unsere Erfahrungen schon in der Handlung formulieren. Ihr philosophischer Ansatz wird insofern implizit vermittelt, als dass die haptische Erfahrung beim Anfassen der Worte wahrgenommen wird und damit auch die Konstruktion der Gedichte mitbeeinflusst.

Deutlich eingängiger erscheint die Vermittlung musikalischer Erfahrungen. Der Jazzmusiker Clemens Salesny improvisiert bei seinen Auftritten, er arbeitet mit dem Ungeahnten, der Überraschung. Dabei sollen die beteiligten Musiker_innen einander genau zuhören und auf einander eingehen.
Was Salesny in einem Konzert gemeinsam mit anderen Musiker*innen durch eine CrackleBox in einem Videomitschnitt an Tönen erzeugt, wird in die Ausstellung übertragen: Die zwei Instrumente (Mroztronium Pipsqueak Noise Synthesizer), ähnlich einer CrackleBox, werden mit den Fingern bedient. Je nach Druck, Feuchtigkeit oder Position der Finger werden Klänge und Geräusche erzeugt, die nur bedingt zu beeinflussen sind. Die Idee ist, dass an jedem der beiden Instrumente eine Person steht und im Zusammenspiel ein Rhythmus komponiert wird. Es kommt darauf an, dass beide Personen genau aufeinander hören, sich wahrnehmen, damit das improvisierte Stück harmonisch klingt.

Die Ausstellung (siehe Trailer) wird mit all den Vermittlungsebenen von zu Hause erfahrbar – sicherlich nicht in der gewünschten Intensität! Doch vielleicht motivieren sie uns, manch eine Lernstation zu Hause nachzubilden: Statt dem Rohmaterial könnten wir mit Stoffresten Figuren konstruieren und statt einem Instrument könnten wir auf den Tisch trommeln und uns den künstlerischen Verfahren im Alltag spielerisch annähern. Somit wäre zumindest ein sporadischer Ersatz gefunden für den sozialen Raum des Museums.

Mit Werken von: Arnold Mario Dall´O, Katrin Hilbe, Christiani Wetter, Nicolas Biedermann, Ilona Kálnoky, Sung Min Kim, Cornelia Lochmann, Arno Oehri, Clemens Salesny, Marco Schmitt, Maria Seisenbacher, Peter Senoner, Nicole Wendel, Martin R. Wohlwend

Kunstraum Engländerbau, Vaduz/LI
12. August – 11. Oktober 2020

Haus am Lützowplatz, Berlin/DE
Dezember 2020 – 31. Januar 2021
www.hal-berlin.de

Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, Dorf Tirol/IT
27. März – 6. Juni 2021

Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten/AT
16. Juni – 19. September 2021

Handbuch mit Texten von Dagmar Frick-Islitzer, Marc Wellmann, Franz Moser und Leo Andergassen. Die Publikation ist in der Ausstellung erhältlich.
26,5 × 20,5 cm, 176 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-200-07091-2

Maximilian Wahlich

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