Das Neue ist in den KW Institute for Contemporary Art gerade allgegenwärtig: eine neue visuelle Identität, eine neue Website, ein neues Programm für den Herbst. Kazuko Miyamotos Retrospektive zeigt ihre String Constructions – neu erschaffen für die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland.
In den hohen, weißen Räumen der KW wirken die zumeist filigranen Arbeiten aus Baumwollfäden streng und fragil zugleich. Im Vorbeigehen verwandelt sich die statische Konstruktion in eine bewegte Fläche, die mal opak, mal transluzent wirkt. Sind die Fäden schwarz, scheinen sie die Wand zu durchdringen, sich in den Boden zu graben. Sind sie hell, wirkt es, als würden sie an dem Weiß der Räume hochwachsen — ein geometrischer Wildwuchs. Dabei halten unzählige Nägel die Fäden in präzisem Abstand an Wand und Boden. In manchen Arbeiten legt Miyamoto den Faden beiseite und ersetzt ihn durch dicke Seile, aus deren Verknüpfungen rudimentäre Formen entstehen: Ein Zaun, eine Matte, eine Leiter. Auf drei Etagen wird das Werk der Künstlerin aus mehreren Jahrzehnten inszeniert.
Unauffällig an einigen Wänden platziert, erzählen Begleittexte von Miyamotos (*1942 in Tokio) künstlerisch-feministischem Netzwerk in New York City, von ihrer kollektiven Arbeit – zuerst in der A.I.R. Gallery und später in ihrer eigenen Galerie Onetwentyeight. Sie thematisieren Begegnungen mit Künstler*innen wie Sol LeWitt oder Adrian Piper, beleuchten, wie der Minimalismus ihre Praxis prägte und wie entschieden sie sich dennoch von ihm absetzte. Wer jedoch durch die Räume der KW schreitet, sucht unwillkürlich nach dem meditativen Rhythmus, den ihre Arbeiten ausstrahlen. Es ist der Versuch, sich Kazuko Miyamoto bei der Werkschöpfung vorzustellen. Etwa auf dem Boden der KW sitzend, beim Hammerschlag auf den Nagel, beim Spannen des Fadens.
Immer wieder werden an den Wänden die skulpturalen Konstruktionen von gerahmten Skizzen ergänzt. Sie verweisen auf die aufwendige Planung der Arbeiten, die ihrer Ausführung im Raum vorangingen. Außerdem sind sie Zeugnis der engen Beziehung zwischen Werk und Raum – eine Beziehung, die in den Ausstellungstexten als buchstäblich maßgebend für die Arbeiten beschrieben wird. Doch welche Übersetzung entsteht, wenn die Werke in Räume überführt werden, für die sie ursprünglich nicht konzipiert waren? Die Inszenierung lässt diese Frage unbeantwortet.
Kazuko Miyamoto
String Constructions
30. Oktober – 18. Januar 2026
Öffnungszeiten:
Mi – Mo, 11:00–19:00 Uhr
KW Institute for Contemporary Art
KUNST-WERKE BERLIN e. V.
Auguststraße 69
10117 Berlin
www.kw-berlin.de






