Das Kunstfestival Ortstermin 23 in Moabit bildete am vergangenen Wochenende den Auftakt zum ereignisreichen Berliner Kunstherbst. Das diesjährige Thema lautete GAST/SPIELE. Künstler:innen und Kulturschaffende waren dazu eingeladen, sich in Moabit und dem Hansaviertel mit dem Gastlichkeit in ihren unterschiedlichsten Facetten auseinanderzusetzen. Das Festival, das der Kunstverein Tiergarten e. V. organisiert, fördert in erster Linie Begegnungen und Gemeinschaft. Zugleich ist es für alle Sparten der Kunst geöffnet, um möglichst vielen Künstler:innen eine Plattform zu bieten.

So versammelte die Veranstaltung 90 alteingesessene Lokalitäten und Szeneorte: wie zum Beispiel die Plattform Moabit, die laut Betreiberin Cornelia Stretz vor 18 Jahren als die erste Produzentengalerie vor Ort eröffnete und jetzt ihre Highlights der vergangenen Jahre zeigt. Zu den alteingesessenen Institutionen gehört auch das Stadtschloss Moabit. In dem Stadtteilzentrum war die Gruppenausstellung Ein goldener Sommer im Huttenkiez zu sehen, die Eindrücke von der unmittelbaren Umgebung thematisierte.

Wer nach übergreifenden Themen suchte, die Kunst und Gesellschaft aktuell beschäftigen, konnte u.a. im ZK/U Berlin fündig werden. Hier wurde mit Klang und KI experimentiert. In der Soundinstallation A Fractal Manifesto der beiden Künstlerinnen Stina Baudin und Abigail Toll ging es darum, die objektive Logik eines Datensatzes mit Hilfe experimenteller Musik zu hinterfragen. Auch auf dem Gelände des Zentrums für Kunst und Urbanistik waren verschiedene Installationen zu Kunst, KI und Klima zu sehen, wie die von Boris Jöns. Bei Jöns handelte es sich um eine partizipatorische Arbeit, bei der die Betrachtenden eingeladen wurden, Tonproben zu den Situationen angespannt, normal und entspannt abzugeben. In Kombination mit aufgezeichneten Wetterverlaufsdaten entstand so metaphorisch ein Sinnbild für den Zustand des Quittenbaums, unter dem das Ganze stattfand.

Vom der Peripherie zurück ins Zentrum von Moabit auf den Otto-Spielplatz, konnte man in der Nachhaltigkeitsbude des Installations- und Performancekünstlers Manos Tsangaris in die Szenerie einer Theaterminiatur (Minibühne in der Bude)eintauchen. Auf der Bühne bewegten sich winzige abstrakte Formen und Körper, manchmal auch kleine Alltagsgegenstände. Die Geschichte dahinter blieb der Fantasie überlassen, was erstaunlich gut funktionierte. Die Kinder vom Spielplatz, die zum großen Teil zuschauten, verfolgten das Geschehen fasziniert und kommentierten es eifrig. Die Nachhaltigkeitsbude gehörte zu der Ausstellung TIME TO LISTEN in der Akademie der Künste.
Neben den Veranstaltungen öffneten zahlreiche Künstler:innen ihre Ateliers, aber auch Kollektive und Institutionen beteiligten sich, darunter das Off-Road Collective, die Galerie Nord, das Haus Kunst Mitte oder die Hansabibliothek. Es war ein Wochenende des Teilnehmens, Empfangens und Teilens, eben des Gastgebens.
Und so viel steht fest: Ortstermin 23 diente als Experimentierfeld für Gastgeber:innen und Gäste, es repräsentiert mit den unterschiedlichen Kulturorten die Vielfalt des künstlerischen Engagements im Stadtteil Moabit.






