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Berlin Daily 26.04.2024
Lesung mit Jan Kollwitz

19 Uhr: An­läss­lich des To­des­ta­ges von Käthe Kollwitz liest ihr Urenkel aus den Brie­fen und Ta­ge­bü­chern seiner Ur­groß­mut­ter. Käthe-Kollwitz-Museum | Spandauer Damm 10 | 14059 Berlin

Von blühendem Leben und dystopischem Grau.

von chk (03.11.2022)
vorher Abb. Von blühendem Leben und dystopischem Grau.

Lupe Godoy, aus der Serie "Brücken", 2022, Acryl / Collage auf Pappe, 100 x 160 cm, Triptychon

Die in Köln ansässige A und A Kulturstiftung, die sich der Förderung von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung widmet, hat in diesem Jahr erstmals einen Preis für Malerei ausgeschrieben. Hierüber dürfte sich besonders der Verein der Berliner Künstler (VBK) gefreut haben, denn seine Künstler und Künstlerinnen sollten durch den Preis unterstützt werden. Entsprechend wurde aus seinen Reihen die diesjährige Preisträgerin gewählt: Lupe Godoy
Noch bis Sonntag, den 6.11., ist die Ausstellung “Brücken_Bridges” mit den Arbeiten der zehn Nominierten (Silke Bartsch, Birgit Borggrebe, Judith Brunner, Jeanne Fredac, Lupe Godoy, Andrea Imwiehe, Karoline Koeppel, Ute Richter, Sabine Schneider, Martin Wellmer) im VBK zu sehen. Alle Bilder setzen sich auf vielfältige malerische Weise mit unserer Gegenwart auseinander: Sie greifen das vorgegebene Thema “Brücken_Bridges” mal metaphorisch poetisch auf, mal im übertragenen Sinne als Symbol für zwischenmenschliche Beziehungen, mal als mögliches Bindeglied in soziokulturellen Netzwerken.

Die Gewinnerin des Preises, Lupe Godoy (*1969 in Valencia (Spanien)), beschäftigt sich mit Umweltzerstörung, Klimawandel oder Krieg - Zustände, die geprägt sind durch Bedrohung, Zukunftsangst und Orientierungsverlust. Zusätzlich erweitert die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, Fremdsein, Ritualen und kulturellen Identitäten die thematische Ausrichtung in ihrer künstlerischen Arbeit. So begegnen uns selbstbewusst drein blickenden Frauengestalten aus Geschichte und Gegenwart ebenso wie Horrorwesen oder ins helle Licht getauchte Farblandschaften mit phantasievollen Szenarien, um nur zwei Aspekte zu erwähnen. Aber selbst das ist lediglich eine Momentaufnahme, die morgen vielleicht schon neue Themen nach sich zieht.
Genauso vielfältig wie das Themenrepertoire lässt sich der Stil Godys beschreiben. Abstraktes wechselt mit Figürlichen, das sie in Acryl auf Leinwand, in Papierarbeiten, übermalten Fotografien und Collagen umsetzt.

Oft findet in den Bildern sowohl formal als auch inhaltlich eine Art innerer Dialog zwischen den einzelnen Elementen statt. Selten ist ein bestimmter Moment vorherrschend. So steht eine dystopische Weltsicht einer ästhetisch, manchmal märchenhaft wirkenden Szenerie gegenüber. Hoffnung und Trost wechseln ab mit einer auf die Realität verweisenden Aussichtslosigkeit. So auch auf dem Bild in der VBK Ausstellung, das aus Godoys Serie Brücken (2022) stammt. Im Vordergrund ist eine undefinierbare Landschaft zu sehen, die, obwohl sie grün ist, an eine Unterwasserlandschaft erinnert, mit wiegenden Pflanzenstengeln, Blüten und schwebenden Kleinstlebewesen. Es würde Spaß machen, sich eine Weile in diesem surrealen Szenario zu verlieren, wäre da nicht der Hintergrund, den die Landschaft wie ein geöffnetes Fenster freigibt und der sein Recht auf Gesehenwerden einfordert. Hier überspannt eine in ihrer kühnen Bauweise an den Maler De Chirico erinnernde Bogenbrücke ein dunkles graues Gewässer, über ihr in ebenfalls düsteren Grautönen der Himmel. Im starken farblichen Kontrast dazu schwirren längliche weißliche Linien, umgeben von gelblichen Dunstwolken, durch den Bildraum. Sie verbinden den Vordergrund mit dem Hintergrund und wirken wie aus einem Science Fiction Film entsprungen. Wesen aus einer anderen Welt, über deren Botschaft gerätselt werden darf. Die Stimmung kippt und plötzlich überwiegt das ungute Gefühl, dass auch die Landschaft im Vordergrund keineswegs idyllisch ist, sondern die abstrakt gehaltenen Fragmente auf Abfallprodukte, Liegengelassenes und Weggeworfenes deuten.

In der Jurybegründung heißt es: "Lupe Godoy lotet in ihrer Arbeit den Antagonismus von Natur und Technik, von Abstraktion und Realismus, von Abbild und Fantasie, von blühendem Leben und dystopischem Grau in einer Weise aus, das er zu einem Bild von Existenz gerinnt. Von verschiedenen zeitlichen Ebenen ebenso wie von unterschiedlichen räumlichen Dimensionen ist die Komposition durchzogen. Sie weckt Erinnerungen an den fantastischen Realismus, ebenso wie an Max Ernst oder Hieronymus Bosch. Auch wenn es nicht konkret zu benennen ist, so scheinen doch Wesen in dieser Natur zu lauern, die nicht frei ist von Grusel. ...." (Sabine Ziegenrücker)
Dieser von der Jury konstatierten Vielschichtigkeit im Werk von Lupe Godoy lässt sich nur noch die Empfehlung hinzufügen, ihr Bild und die anderen Arbeiten der Nominierten vor Ort in Augenschein zu nehmen. Der künstlerische Umgang mit dem Ausstellungsthema “Brücken_Bridges” bietet so manche Entdeckung.

Ausstellungsdauer: bis 6.11.2022
Öffnungszeiten:
DI-FR | 15:00 – 19:00 Uhr
SA-SO | 14:00 – 18:00 Uhr

Verein Berliner Künstler
Schöneberger Ufer 57
D-10785 Berlin Tiergarten-Mitte

chk

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