logo art-in-berlin.de
Berlin Daily 09.10.2024
Podiumsdiskussion: KOLOT – Stimmen

18:30 Uhr: Perspektiven auf den 7. Oktober W. Michael Blumenthal Akademie | Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1 | 10969 Berlin

Auf der documenta 12 ist der Anspruch der Vermittlungsarbeit Dialog statt Monolog

von Hannah Beck-Mannagetta (22.11.2006)
vorher Abb. Auf der documenta 12 ist  der Anspruch der Vermittlungsarbeit Dialog statt Monolog

Bildung und Vermittlung stand im Zentrum der 2. Pressekonferenz zur documenta 12, die letzten Dienstag, den 21. November 2006 in Berlin stattfand. Auf dem Podium stellten sich Roger M. Buergel, der künstlerischer Leiter, Ulrich Schötker, der Leiter der Vermittlung, sowie Carmen Mörsch, die Beratungsfunktion für die Vermittlung auf der documenta 12 innehat und die selbstrelexive Begleitforschung leitet, den Fragen der Presse und des Publikums.

Eine Ausstellung, die sich als "Bildungsinstitution" und Vermittlung nicht als Dienstleistung und Marketinginstrument, sondern als eine Form des Austausches von Erfahrungen, Wissen und Gefühlen, versteht, stellt einen hohen Anspruch an ihr Vermittlungskonzept und ihre Vermittler. Jedoch scheint dies den Verantwortlichen bewusst zu sein: "Jeder startet als Idiot", war das humorvolle, aber durchaus ernst gemeinte Statement des künstlerischen Leiters, das verdeutlichte, mit welch schwieriger Aufgabe sich auch ein erfahrener Kurator angesichts einer globalen Kunstausstellung konfrontiert sieht. Mit dem Plädoyer für eine interdiskursive ästhetische Erziehung setzt Roger M. Buergel ausdrücklich einen Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit des Kunstmarktes und dem Nihilismus, den dieser im Bezug auf Inhalte produziert.

Realisiert werden soll diese Form der intensiven Auseinandersetzung mit der Kunst und dem Publikum durch explizit architektonisch dafür geschaffene Räume und ein bewusstes sich Zeitnehmen. Zeit, die die Vermittler, aber auch die Besucher der documenta 12 aufbringen müssen. So soll es überall in der Ausstellung kleine Inseln des Verweilens geben, sogenannte "Palmenhaine", in die man sich immer wieder zurückziehen kann, um zu reflektieren und zu diskutieren. Damit es den Vermittlern möglich wird aus ihrer Rolle des autorisierten Sprechers, der einseitig Informationen weitergibt, auszubrechen und sich den Fragen und Bedürfnissen der Besucher zu widmen, soll eine Führung nicht weniger als zwei Stunden dauern. Dabei wird der Spagat versucht, die Besucher einerseits nicht vor der Komplexität und den Zumutungen der zeitgenössischen Kunst zu schonen, sie gleichzeitig aber auch nicht zu überfordern, sondern ihnen auch Techniken und Methoden an die Hand zu geben, um sich den künstlerischen Arbeiten anzunähern, die "Kunstwerke zum Sprechen zu bringen", wie Buergel es formulierte.

Neben den Führungen der Kunstvermittler, soll es auch Audioguides geben, die aber einen "erzählerischen" und "poetischen" Charakter haben und mit Unterstützung des langjährigen Hauptsponsor der documenta, dem Deutschen Sparkassen und Giroverband, umgesetzt werden. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Projekt: "Die Welt bewohnen", bei dem Kassler Schülerinnen und Schüler ausgebildet werden, Erwachsene aus ihrer Perspektive über die documenta zu führen. Diese "translokalen Korrespondenzen" finden sich sowohl in der Vermittlungsarbeit als auch in einigen künstlerischen Projekten wieder. Über die aber, ebenso wie über die genaue Künstlerliste wurden - zum Leidwesen der Journalisten - noch keine genaueren Informationen preisgegeben wurden.

Mit der von Carmen Mörsch geleiteten Begleitforschung soll die Vermittlungsarbeit analysiert und reflektiert werden. Stichworte die Mörsch zu dieser besonderen Form der Forschung äußerte, waren: "Transparentmachen von Methoden", Reflexion der eigenen Historizität und der Widersprüche des Kunstsystems, sowie sich als "kritische Freundin" der Kunst und der Institution verstehen, um im Weiteren auch Nachhaltigkeit in der Kunstvermittlung zu sichern.
Zusammenfassend erklärte Buergel zum Schluss, es werde also etwas "mühsam" auf der documenta 12, aber dafür auch besonders "schön". Es stehe den Vermittlern und Besuchern eine "konflikthafte, aber ebenso lustvolle Auseinandersetzung" bevor. Man darf gespannt sein, ob das ambitionierte Experiment gelingt und am Ende ein jeder seine subjektive Wahrnehmung im Austausch mit anderen erweitern konnte.

Sehen Sie außerdem unser Video zum Thema: documenta12 auf art-in.de

Aktuelle Informationen über die documenta 12, unter:
- www.documenta12.de/aktuelles

die Erläuterung der Leitmotive der kuratorischen Arbeit, unter:
- www.documenta12.de/leitmotive

sowie das für die Vermittlungs- und Diskursarbeit bedeutende Begeleitprojekt documenta 12 magazines, unter:
- www.documenta12.de/magazine

Hannah Beck-Mannagetta

weitere Artikel von Hannah Beck-Mannagetta

Newsletter bestellen




top

Titel zum Thema documenta:

Geschafft: Neue Findungskommission der documenta 16 berufen
Kurznachricht: Dazu gehören Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N'Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka und Yasmil Raymond.

Weg frei für die Suche der Findungskommission der documenta 16
Nachricht: Weitere Eckpunkte für die zukünftige Documenta wurden bekanntgegeben.

Linkempfehlung zu den Rücktritten aus der Findungskommission der documenta 16
Zwei Mitglieder der 6-köpfigen Findungskommission der documenta 16 sind zurückgetreten: die Philosophin, Psychoanalytikerin und Theoretikerin ­Bracha Lichtenberg Ettinger und der Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator Ranjit Hoskoté.

Kunstfreiheit und staatliche Interventionsmöglichkeiten
Informationen zum dem Gutachten "Grundrechtliche Grenzen und grundrechtliche Schutzgebote staatlicher Kulturförderung" anlässlich der documeta15

documenta fifteen: Im Sinne der Nachhaltigkeit
Kurzinfo: Materalien werden nach Ende der documenta kostenlos zur Verfügung gestellt.

documenta fifteen: Sabine Schormann tritt zurück
Kurznachricht: Gestern gab der Aufsichtsrat der documenta die Erklärung ab, dass man sich zusammen mit den Gesellschaftern und der Generaldirektorin Sabine Schormann darauf geeinigt habe, dass die Generaldirektorin zurücktritt.

IN DREI MONATEN STARTET DIE DOCUMENTA FIFTEEN IN KASSEL
Vom 18. Juni bis 25. September 2022 findet die documenta fifteen statt – die fünfzehnte Ausgabe der documenta.

documenta fifteen startet Ticketverkauf und gibt Künstler*innenliste bekannt
Kurzinfo: Letzten Mittwoch hat der Ticketverkauf der documenta fifteen begonnen. Das Kuratorenteam hat außerdem in Kooperation mit dem niedersächsischen Straßenmagazin "Asphalt" Hintergrundinformationen und die Künstler*innenliste veröffentlicht.

documenta fifteen
Kurzinfo: Kann die documenta fifteen planmäßig vom 18. Juni bis 25. September 2022 stattfinden ? Das war die Frage, die auf der gestrigen Pressekonferenz geklärt wurde.

Gefährlichen Begegnungen nicht aus dem Weg gehen ...
Der Soziologe Prof. Dr. Heinz Bude wurde zum Gründungsdirektor des documenta Instituts berufen.

documenta archiv erhält Archiv und Teile der Sammlung von Bazon Brock
Kurzinfo: Nein, Bazon Brock ist nicht tot, deshalb erhält das documenta archiv auch nicht dessen Nachlass, sondern den Vorlass des Kunstvermittlers, Kunstkritikers, Künstlers und emeritierten Professors für Ästhetik.

Rückblick auf die documenta 14: Was die internationale Großausstellung zeigt – und was nicht
Am 17.9. endet documenta 14 --> Besprechung:

Open Call for Papers zu dem Thema Verwaistes Eigentum in Europa im Rahmen der documenta 14
Die Vorbereitungen zur documenta schreiten nicht nur in Athen, sondern auch in Kassel voran. Aktuell wird auf ein Projekt der Künstlerin Maria Eichhorn aufmerksam gemacht, die einen Open Call for Papers zu dem Thema Verwaistes Eigentum in Europa initiiert

Keimena - das Filmprogramm der documenta 14
Keimena ist ein wöchentliches Filmprogramm der documenta 14. Jeden Montag um Mitternacht ist es bis zum 18. September 2017 auf ERT2 zu sehen. Hier das Programm im Februar:

Halbzeit bei den Vorbereitungen zur dOCUMENTA (13)
2 Jahre sind vorbei und 2 weitere folgen noch bis die dOCUMENTA (13) am 9. Juni 2012 für die Dauer von 100 Tagen erneut ihre Türen in Kassel öffnen wird. Worum es bei der dOCUMENTA (13) geht und diverse andere Fragen wurden heute erstmals bei einer Pressekonferenz in Berlin im HAU1 näher erläutert.

top

zur Startseite

Anzeige
Responsive image

Anzeige
Gulia Groenke

Anzeige
Hans-Hendrik Grimmling Magdeburg

Anzeige
Denkmalprozesse Leipzig

Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Urban Spree Galerie




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Galerie Johannisthal




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Alfred Ehrhardt Stiftung




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Schloss Biesdorf




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
ifa-Galerie Berlin




© 1999 - 2023, art-in-berlin.de Kunstagentur Thomessen Hartlieb-Kühn GbR.