Installationsansicht im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
© Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin, Courtesy the artist and Ellen de Brujine Projects, Foto: Mathias Völzke
Gestern, 12.09. 2019, wurde die Preisträgerin des Preis der Nationalgalerie bekannt gegeben.
Die Jury begründet ihre Entscheidung auf dem Geist des Preises der Nationalgalerie, eine künstlerische Praxis in ihrer Entwicklung zu fördern. Die Jury beeindruckt vor allem Pauline Curnier Jardin´s herausfordernde und vereinnahmende filmische und installative Sprache. Nicht ungleich einem sich im Delirium befindlichen Zirkus, eröffnet ihr Werk eine verunsichernde Erfahrung, die auf der Verwirrung unserer Zeit gründet.
Unsere Rezensentin, Urszula Usakowska-Wolff, schrieb in ihrer kürzlich erschienen Besprechung zur Shortlist-Ausstellung über Pauline Curnier Jardin:
"... Im angrenzenden dunklen Raum werden die Mixed-Media-Installationen Peaux de Dames in the Hot Flashes Forrest (2019), Explosion Ma Baby (2016) und Qu´un Sang Impur (2019) von Pauline Curnier Jardin (* 1980 in Marseille, lebt in Berlin) ausgestellt und ausgestrahlt. Es herrscht eine Atmosphäre wie in einem Untergrundtheater, an dessen Wand mit Stecknadeln befestigte Damenhäute aus Vinyl im Wald der Hitzewallungen hängen. Der weibliche Körper in den Wechseljahren fühlt sich ausgepumpt, verbraucht und abgehängt an. Dagegen wehren sich die Frauen im Video unter dem Titel Unreines Blut , der ein Zitat aus der französischen Nationalhymne La Marseillaise ist. Junge Männer würdigen die Frauen nach der Menopause keines Blicks, wenn sie ihnen Pakete bringen, Blutwurst verkaufen oder neben ihnen auf einer Parkbank sitzen. Dafür nehmen die Frauen blutige Rache und leben ihre einsame Lust im Knast aus. Mehr soll hier nicht verraten werden, denn der temporeiche Streifen beeindruckt durch Sinnlichkeit, überraschende Pointen, schwarzen Humor, spannende Momente, überzeugenden Darstellerinnen und Darsteller. Männliche Fruchtbarkeitsrituale sind das Thema des Films Explosion Ma Baby , den man, wie in einer Peepshow, durch einen großen Schlitz in einem Theatervorhang betrachten kann. Frauen sind dort nicht erwünscht, obwohl ihre Kinder von den Männern während einer heidnisch-katholischen Prozession Sankt Sebastian, dem Pestheiligen mit dem reinen Körper, dargeboten werden."
Den in Kooperation mit der Deutschen Filmakademie vergebenen und mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis für Filmkunst erhielt Lucia Margarita Bauer (geb. 1979) mit dem 37-minütigen Film „Maman Maman Maman“ von 2019.
Preis der Nationalgalerie 2019
Bis 16. Februar 2020
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin Staatliche Museen zu Berlin
Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr 10-18 Uhr; Do 10-20 Uhr; Sa, So 11-18 Uhr; Mo geschlossen
preisdernationalgalerie.de