Mary Maggic, Milik Bersama Rekombinan, 2019, installation

Sonia Levy | Mary Maggic | Naja Ryde Ankarfeldt | Baum & Leahy | Špela Petrič | Margherita Pevere | Ai Hasegawa | Nicole Clouston | Cecilia Jonsson | Tarah Rhoda

Ausstellung & Symposium | Kuratiert von Regine Rapp & Christian de Lutz

Vernissage 27. August 2020 (Anmeldung erforderlich)
Laufzeit: 28. August - 4. Oktober 2020
@ Art Laboratory Berlin, Prinzenallee 34 and OKK, Prinzenallee 29, 13359 Berlin
Öffnungszeiten: Do – So, 14 – 18 Uhr
Aktuelle Hygienmaßnahmen!

Hier der Link zum Online Symposium vom 26. September 2020



Begleitende Talkshow-Serie
Feminist SF: Visions of M/otherhood & Reproduction

Talkshow-Serie| Kuratiert und veranstaltet von Isabel de Sena
Mary Maggic |Alison Sperling | Christopher Coenen | Noemi Yoko Molitor

Die Ausstellung und das Symposium The Camille Diaries. New Artistic Positions on M/otherhood, Life and Care stellen aktuelle künstlerische Arbeiten von elf internationalen weiblichen und non-binären Künstlerinnen vor (Installationen, Video, Objekte, Performance). Die künstlerischen Positionen reflektieren die aktuellen Bedingungen unserer Welt (Umweltveränderungen, Gender-Aspekte, Biopolitik usw.) und schlagen eine "Ästhetik der Fürsorge" als Grundlage für das Zusammenleben zwischen den Arten vor. Hier wird der Planet als ein symbiotisches Netz verstanden, in dem wir alle miteinander verstrickt sind (Menschen, Pflanzen, Tiere, Umwelt) - auf molekularer, organischer, ethischer und biopolitischer Ebene. Die künstlerischen Positionen untersuchen Reproduktionsmechanismen, biochemische Verbindungen zwischen Menschen und nichtmenschlichen Organismen, reflektieren kritisch über weibliche Fortpflanzungsorgane und verweisen auf alternative Biomaterialien als "Quelle des Lebens" in zukünftigen Zeiten der Verknappung und Krise.

Der Ausstellungstitel "Camille Diaries" spielt auf die "Camille Stories" an, das letzte Kapitel von "Staying with the Trouble" (2016) der Philosophin und Biologin Donna Haraway. Darin ersetzt eine schrumpfende menschliche Bevölkerung Geburten durch Fürsorge zwischen den Arten. Jede "Camille" kümmert sich um das genetische Material einer gefährdeten Art (des Monarchfalters), indem sie Teile dieses Materials in ihrer eigenen DNA speichert.

In der Ausstellung erforschen die Künstlerinnen den genetischen und biochemischen Austausch zwischen Mensch und nichtmenschlichen Organismen, sowohl als Teil des Anthropozäns als auch als Heilmittel dagegen. Hier stellt das Thema der biotechnologischen Umgestaltung des menschlichen Körpers den Menschen an die Peripherie und lenkt unsere volle Aufmerksamkeit auf andere Lebewesen. Dies schafft - und das ist zentral für die geplante Veranstaltungsreihe - ein grundlegendes Verständnis für andere Arten und Organismen aus feministischer Perspektive.

Sonia Levys 2-Kanal-Videoinstallation For the Love of Corals ist eine filmische Recherche über die alltägliche Arbeit bei der Pflege gefährdeter Wesen, um sie vor ihrer bevorstehenden, vom Menschen verursachten Auslöschung zu retten. Mary Maggic untersucht in ihrer Arbeit milik bersama rekombinan die surreale Landschaft eines städtischen indonesischen Flusses, der von Plastik kolonisiert ist und toxische Auswirkungen auf die Bewohner_innen der Umgebung hat. Naja Ankerfeldt und Baum & Leahy lassen sich für ihr Projekt Mammalga von den lebensrettenden Fähigkeiten von Algen inspirieren, und davon wie man sich mit Algen verbinden und als Algenfamilie Verwandtschaft schaffen kann. In der Installation Phytoteratology von Špela Petrič wurden Embryonen der Ackerschmalwand (Schotenkresse) in einem Bad mit Chemikalien aus dem Körper der Künstlerin gezüchtet, was zu einer biochemischen Chimäre mit der Künstlerin als "Co-Mutter" führte.

In Margherita Peveres Wombs präsentiert lebende Bakterienkolonien, die in wissenschaftlichen Glaswaren einen fleischähnlichen Biofilm produzieren und in einer flüssigen Umgebung wachsen, die mit den Hormonen der Künstlerin durchtränkt ist; und eine Fotoreihe. Ai Hasegawa reflektiert in ihrer Arbeit I Wanna Deliver a Dolphin... über einen artenübergreifenden Akt der Mutterschaft. Nicole Cloustons Arbeit Mud (Berlin) stellt in 12 rechteckigen Acrylprismen Schlamm aus Berliner Seen und Flüssen vor. Für die Arbeit Haem hat Cecilia Jonsson einen Kompass aus Eisen geschaffen, das sie aus dem Blutprotein Hämoglobin gespendeter menschlicher Plazenten generiert hat. Tarah Rhodas Ourglass wiederum versteht sich als Hommage an die bemerkenswerte Allianz zwischen Pflanzen und Tieren durch Photosynthese und Atmung.

Das 1-tägige Symposium wird die ausgestellten Künstlerinnen mit Forscher_innen aus den Geistes- und Naturwissenschaften in einen kritischen Dialog bringen. Anhand der ausgestellten Werke werden die Konzepte "Collective survival" und "Arts of noticing" (A. Tsing) sowie "Staying with the Trouble" (D. Haraway) interdisziplinär diskutiert.

Begleitende Talkshow-Serie
Feminist SF: Visions of M/otherhood & Reproduction.

Kuratiert und veranstaltet von Isabel de Sena

Die vierteilige Veranstaltungsreihe würdigt die starken alternativen Vorstellungen von Mutterschaft, die wir durch die Pionierarbeit feministischer Sci-Fi-Autorinnen geerbt haben, vor allem in Bezug auf ihre Ablehnung der Konventionen über (technologische) Reproduktion, Kindererziehung, den mütterlichen Körper und Sexualität sowie ihre Erfindung des Ökofeminismus und der unzähligen Formen artenübergreifender Verwandtschaft.

Statt einer nostalgischen Reflexion untersuchen die Veranstaltungen die nachhaltige Relevanz dieser Autorinnen im aktuellen soziokulturellen und politischen Kontext und laden Expert_innen aus unterschiedlichen Bereichen ein (Bildende Kunst, Gender-Studien, Literatur, Biowissenschaften und synthetische Biologie), ihren "idealen Fernseh- und Leseabend" zu diesem Thema zu programmieren.

In einem Live-Talkshow-Format werden die ausgewählten Aufnahmen und Live-Lesungen mit Gesprächen durchsetzt, so dass das Publikum die Werke durch die Augen des Gastes (wieder-) entdeckt.

Eingeladene Gäste & Zeitplan
27. August 2020, 18 -20 Uhr: Mary Maggic (Künstlerin)
24. September 2020, 18 -20 Uhr: Alison Sperling (Wissenschaftlerin | Literatur- und Kulturtheorie)
29. September 2020, 18 -20 Uhr: Christopher Coenen (Wissenschaftler | Synthetische Biologie)
13. Oktober 2020, 18 -20 Uhr: Noemi Yoko Molitor (Künstlerin und Wissenschaftlerin)

www.artlaboratory-berlin.org