11-17.30 Uhr: Teil der Ausstellung in der ifa-Galerie "Survival Kit – Between Us and History: The Hidden Archive. Ken Aïcha Sy." Programm s. Website Heckmann-Höfe | 10117 Berlin
Die aquamediale ist ein internationales Festival für zeitgenössische Kunst im Spreewald. In diesem Jahr findet das Kunstfestival zum 16. Mal statt. Wie immer geht es um hochaktuelle Themen unserer Zeit. So lautet das diesjährige Motto biodiversity, das die Auswirkungen einer gestörten Balance zwischen Mensch und Natur thematisiert.
Aus einem Open Call heraus bewarben sich 204 Künstler:innen aus 10 Nationen, 10 wurden für die aquamediale 16 ausgewählt. In Zusammenarbeit mit dem Kurator Harald Larisch sind nun die vor Ort realisierten Kunstwerke im Biosphärenreservat um Lübben zu sehen.
Über die Dauer des Festivals (31. Mai bis 27. September 2025) stellen wir auf art-in-berlin in regelmäßigen Abständen die Künstler:innen in Kurzinterviews vor.
INTERVIEW
Der Sound- und Medienkünstler Christopher Dahm hat Klangkunst-Komposition und Tontechnik studiert. Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht die Transformation von Architektur, Materialität und physikalischen Phänomenen in das Medium Klang. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf digitalen, mehrkanaligen Soundscapes, die im Bereich der Expanded Realities oder in Multimedia-Installationen zum Einsatz kommen.
Carola Hartlieb-Kühn: Lieber Christopher Dahm, Ihre Installation trägt den Titel „Biophonic Symphony (Re:Composed)“. Was ist darunter zu verstehen?
Christopher Dahm: Biophonic Symphony (Re:Composed) ist eine interaktive, ortsspezifische Klanginstallation, in der sich jede Sequenz aufs Neue zufällig zusammensetzt. Die Arbeit versteht sich als akustischer Spiegel: Sie macht die Präsenz des Menschen als Teil der Biosphäre hörbar – nicht als Störung, sondern als aktives, klangproduzierendes Element in einem komplexen Gefüge. So entsteht ein sich ständig wandelndes Klangbild, das den Einfluss menschlicher Aktivitäten auf den urbanen Raum und die Natur reflektiert.
Carola Hartlieb-Kühn: Ihre Installation besteht aus tönenden Spiegelelementen, in die eine achtkanalige Audiokomposition eingebunden ist. Wie greifen Materialität, Klang und räumliche Anordnung in Ihrer Arbeit ineinander?
Christopher Dahm: Die gewölbten Spiegelflächen reflektieren Besucher:innen und die unmittelbare Umgebung, während der Klang sie gleichzeitig umhüllt. Raum, Material und Ton erzeugen gemeinsam ein situatives Wechselspiel von Wahrnehmung, Nähe und Distanz. Visuelle Reflexionen und akustische Dynamik interagieren miteinander.
Carola Hartlieb-Kühn: Ihre Audiokomposition basiert auf Feldaufnahmen aus der Region. Wie sind Sie vorgegangen? Haben Sie sich gezielt auf die Suche nach bestimmten Geräuschen oder Orten begeben – oder war der Zufall ausschlaggebend?
Christopher Dahm: Ich habe acht urbane Orte der Spreewald-Region ausgewählt, die für soziale Interaktionen prägend sind, um authentische Klangatmosphären einzufangen. Gleichzeitig hat der Zufall – etwa das Auftauchen ungeplanter Ereignisse – den Klangreichtum zusätzlich bereichert.
Carola Hartlieb-Kühn: Ihre Komposition nutzt mehrere Klangkanäle, um komplexe Klangräume zu gestalten. Wie funktioniert dieses Prinzip, und wie hilft es dabei, Naturprozesse hörbar zu machen?
Christopher Dahm: Die acht Lautsprecher bilden jeweils eigenständige Klangquellen, die bei jeder Aktivierung in einer neuen, zufälligen Kombination für 30 Sekunden erklingen. Dieses Prinzip erzeugt einen lebendigen, nie identischen Klangraum – ein akustisches Abbild der Dynamik und Unvorhersehbarkeit ökologischer Systeme, in denen sich verschiedene Kräfte ständig neu zueinander verhalten und weiterentwickeln.
Carola Hartlieb-Kühn: Die Installation reagiert auf die Bewegung der Besucher:innen. Wie wichtig ist für Sie die Interaktion?
Christopher Dahm: Interaktion erzeugt Präsenz – erst durch Aktivierung beginnt der Raum zu klingen. Diese bewusste Handlung macht die Besucher:innen zu aktiven Akteur:innen im akustischen System. Die Interaktion ist zentral, ohne diese Teilnahme bliebe das Werk stumm und könnte seine Wirkung nicht entfalten. Zugleich ist mir wichtig, dass die Installation nur dann klingt, wenn Menschen aktiv zuhören möchten – als bewusste Entscheidung gegen dauerhafte Beschallung und klangliche Überreizung ökologischer Räume.
Carola Hartlieb-Kühn: Steckt in dieser Arbeit auch ein bewusst kritischer Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur?
Christopher Dahm: Ja – die Arbeit fragt, wie sich menschliche Aktivitäten in Landschaften einschreiben, oft unbemerkt und tiefgreifend. Die Arbeit nimmt kritisch und zugleich dialogisch Bezug auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Sie zeigt, dass der Mensch nicht nur als Eingreifer in der Natur wirkt, sondern auch ein wesentlicher Teil der natürlichen Vielfalt ist, eines fragilen Ganzen.
Carola Hartlieb-Kühn: Durch die Reflexionen der spiegelnden Oberflächen entstehen ständig neue Perspektiven. Geht es dabei auch um eine Auseinandersetzung mit Realität und Wahrnehmung?
Christopher Dahm: Absolut – das Spiegelbild ist nie objektiv. Die Installation macht sichtbar, wie stark Wahrnehmung immer an Ort, Bewegung und Perspektive gebunden ist.
Die ständig wechselnden Reflexionen der Spiegelflächen laden dazu ein, die eigene Wahrnehmung immer wieder neu zu hinterfragen. Dabei wird sichtbar, wie flexibel und subjektiv unsere Sicht auf die Realität ist.
Carola Hartlieb-Kühn: Der Einsatz von Solarenergie zeigt, dass ökologische Aspekte für Sie nicht nur inhaltlich, sondern auch gestalterisch eine Rolle spielen. Inwiefern prägt die Idee der Nachhaltigkeit ganz konkret die Form, das Material oder die Funktionsweise Ihrer Installationen?
Christopher Dahm: Nachhaltigkeit ist für mich Teil der ästhetischen Logik: Die genutzte Technik ist energieautark, reduziert, modular und wiederverwertbar. So wird ökologische Verantwortung zum integralen Bestandteil der künstlerischen Sprache. In einer Zeit, in der viele künstlerische Positionen ökologische Fragen aufwerfen, halte ich es für wesentlich, auch die eigene Produktionsweise kritisch zu reflektieren und entsprechend zu handeln.
Titel zum Thema aquamediale 16:
aquamediale 16: Interview mit Davide Tagliabue
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Bernhard Schurian
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Nicole Schuck
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Anna Mrzyglod
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Gunhild Kreuzer
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Andrea J Grote
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Jahna Dahms
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16: Interview mit Christopher Dahm
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
aquamediale 16 (31. Mai bis 27. September 2025)
Heute startet die 16. aquamediale – das Festival für zeitgenössische Kunst im Spreewald. Über den Sommer stellen wir die teilnehmenden Künstler:innen im Interview vor. Wir beginnen mit dem peruanischen Künstler Samuel Chambi.
aquamediale 16: Interview mit Helene Heyder
Eine Interviewreihe mit den Künstler:innen der aquamediale 16, dem Kunstfestival im Spreewald.
feinart berlin
a|e Galerie - Fotografie und zeitgenössische Kunst
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Schloss Biesdorf
Haus am Kleistpark | Projektraum