18:30 Uhr: Perspektiven auf den 7. Oktober W. Michael Blumenthal Akademie | Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1 | 10969 Berlin
Sissel Tolaas im Smell Re_search Lab, Berlin-Wilmersdorf, 2009
Foto © Alexandra Daisy Ginsberg
Die Ausstellung 22 – Molecular Communication von Sissel Tolaas in der Schering Stiftung
Es blubbert, es brodelt in dem spärlich von unten beleuchtetem, nicht allzu großem Ausstellungsraum der Schering Stiftung, den Sissel Tolaas in ein Labor verwandelt hat. Diverse gläserne Gefäße hängen unter der Decke oder stehen am Boden: Titrierapparate, Bürettenflaschen, Abdampfschalen, Messkolben, Trockenrohre. Sie fügen sich zu einem eigentümlichen Kronleuchter zusammen, der aus kommunizierenden Röhren zu bestehen scheint. Und in der Tat kommunizieren die mit verdampfenden Flüssigkeiten gefüllten Apparaturen der gläsernen Maschine zwar nicht miteinander, dafür umso stärker mit dem Publikum, das sich in eine Gerücheküche versetzt fühlt. Es ist eine unsichtbare 22 – Molecular Communication, die dort inszeniert wird und auf die Nase zielt. Die Düfte, die es dabei einzuatmen gilt, wabern wie Nebel durch den Raum, sind aber ein starkes olfaktorisches Erlebnis, das den lange zu wenig beachteten Geruchssinn in den Mittelpunkt der Wissenskunst stellt. Bisher war der mehr oder weniger sensible Riecher ein Sujet, das vor allem die Fantasie der Schriftsteller beflügelte: Gogol ließ in der gleichnamigen Novelle eine menschgewordene Nase 1836 durch Sankt Petersburg irren, Proust begann 1909, vom Duft des im Tee getünchten Gebäckstücks Madeleine angeregt, seine Suche nach der verlorenen Zeit.
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