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Das Wachsfigurenkabinett

von Daniela Kloock (21.02.2020)
vorher Abb. Das Wachsfigurenkabinett

courtesy absolut Medien, www.absolutmedien.de

BERLINALE Galavorstellung: „Das Wachsfigurenkabinett“ (1924) mit Live-Musik am Freitag 17.30 einmalig im Friedrichstadtpalast

Der Stummfilm kommt zurück. Eigentlich kein Wunder. Nirgendwo sonst treffen künstlerisch abstrahierende Kulissen, fantastische Kostüme, kameratechnische Extravaganzen und der Hauch einer lang vergangenen Zeit so aufeinander. „Das Wachsfigurenkabinett“ von Paul Leni, vielleicht weniger bekannt als „Nosferatu“ oder „Metropolis“, gehört zu einem der filmischen Höhepunkte des Weimarer Stummfilmkinos. Allerdings mit einer ungleich dramatischeren Komponente. Denn der Film, bzw. das Originalnegativ, war bereits ein Jahr nach der Premiere auf dem Pariser Zollamt verbrannt. Für die digitale Restaurierung standen nur Nitratkopien verschiedener Filmarchive zur Verfügung. Jedoch waren auch hier die Zersetzungserscheinungen des Materials so groß, dass über 200 Passagen aus anderen Filmmaterialien ergänzt werden mussten. Die BERLINALE feiert also eine quasi Premiere - die neu zusammengestellte Fassung dieses Klassikers des expressionistischen Films. Und ZDF/Arte ist es zu verdanken, dass der für seine spektakulären Klanginstallationen (u.a. documenta 14) bekannte Bernd Schultheis bzw. das „Ensemble Musikfabrik“ einen Kompositionsauftrag erhielt. Fünf Instrumente, Keyboard und Live-Elektronik sorgen dafür, die phantastischen, düsteren und zuweilen komischen Momente des Films musikalisch zu bereichern.


courtesy absolut Medien, absolutmedien.de

Und darum geht es: ein armer, junger Schriftsteller (Wilhelm Dieterle) wird von einem skurrilen Schausteller beauftragt, dessen Wachsfiguren literarisch zum Leben zu erwecken. Dabei handelt es sich um den Kalif Harun al Raschid (Emil Jannings), Iwan der Schreckliche (Conrad Veidt) und Jack the Ripper (Werner Krauß). In jeder der drei, diesen Figuren zugeordneten, Anekdoten/Filmkapiteln wird die hübsche Tochter des Jahrmarktbudenbesitzers (Olga Belajeff) von den sexsüchtigen Männern bedroht. Am Ende aber auch immer vom jugendlichen Helden - welcher vom Schriftsteller selbst gespielt wird - gerettet.


courtesy absolut Medien, absolutmedien.de

Paul Leni, der 44-jährig tragisch an einer Blutvergiftung starb, war nicht nur einer der bedeutendsten Regisseure seiner Zeit, sondern auch Maler, Bühnenbildner, Grafiker und Karikaturist. Anfänglich entwarf der 1885 in Stuttgart geborene Bankierssohn Ausstattungen für die luxuriösen Berliner Lichtspielhäuser und kreierte Filmplakate, mit denen er berühmt wurde. Er arbeitete als Filmarchitekt u.a. für Ernst Lubitsch, drehte 1916 seinen ersten Film, einen Propagandafilm, und folgte 1925 dem Ruf eines anderen erfolgreichen Schwaben, Carl Lämmle, nach Hollywood. Dort begründete er das Genre des „old dark house“-Horrorfilms (Spuk im Schloß, 1927). Sein Film „Der Mann der lacht“ (USA 1928) beeinflusste nicht nur viele Jahre später die Figur des „Jokers“ in Batman, sondern auch Brian de Palma in seinem Film „The Black Dahlia“. Im „Wachsfigurenkabinett“ jedoch sollte neben dem Schrecklichen – v.a. in der Episode des Iwan – das Komische nicht zu kurz kommen. Vor allem malerisch und fantastisch ist dieser Film. Wie schön, dass er jetzt in einem so festlichen Rahmen wieder entdeckt werden kann.

Im TV auf Arte: 24.2. um 23.25 Uhr
DVD/Blu-ray ab 13.3. absolut Medien/ARTE Edition
absolutmedien.de

Daniela Kloock

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