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Berlin Daily 02.11.2024
Gespräch: Verwüstete Konsumlandschaften

16 Uhr: zwischen der Künstlerin Cornelia Herfurtner und David Polzin im Rahmen der Ausstellung "Die Kids sind nicht alright!". Galerie Adlershof im Kulturzentrum Alte Schule | Dörpfeldstraße 54-56 | 12489 Berlin

Nationalgalerie ohne Direktor

von chk (31.10.2020)
vorher Abb. Nationalgalerie ohne Direktor

Udo Kittelmann, Foto: Kuag

Udo Kittelmann verlässt nach 12 Jahren auf eigenen Wunsch 2020 die Nationalgalerie. Seinen Vertrag, der bis 31. Oktober 2020 läuft, wollte der 62jährige nicht verlängern. Als Direktor der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin verantwortete er unter diesem Dach die Sammlungen von Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Alter Nationalgalerie und Neuer Nationalgalerie, des Museums Heinz Berggruen und von Scharf – Gerstenberg.

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Video: Martin Kippenberger: sehr gut | very good (2013)

In Udo Kittelmanns Amtszeit fallen wichtige Entscheidungen in der Geschichte der Nationalgalerie wie die Planung des Neubaus der Nationalgalerie am Kulturforum und die Einrichtung der „Neuen Galerie“ im Hamburger Bahnhof als temporäre Heimstätte für die Kunst der Klassischen Moderne. Außerdem trieb Kittelmann die Internationalisierung der Häuser voran.
Neben den zahlreichen Ausstellungen konzipierte er im Hamburger Bahnhof Ausstellungsformate wie das auf drei Jahre angelegte Ausstellungsprojekt "secret universe", das künstlerische Einzelpositionen vorstellte, die keinem zeitgeistigen Diskurs folgten und die nicht im aktuellen Kunstgeschehen eingebettet waren.

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Video: secret universe - Horst Ademeit im Hamburger Bahnhof, Berlin (2011)

In der Presse galt Udo Kittelmann dennoch aufgrund populärer Ausstellungsprogramme mit tendenziellem Eventcharakter als nicht ganz unumstritten.

Seine erste Ausstellung in Berlin war:„Die Kunst ist super!“ (2009/2010). Es folgten zeitgeschichtliche Überblicksausstellungen: „Moderne Zeiten. Die Sammlung. 1900-1945" (2010/2011) und „Der geteilte Himmel. Die Sammlung. 1945–1968“ (2011/2013) in der Neuen Nationalgalerie, „Die Schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933 – 1945“ (2015/2016) sowie „Hello World. Revision einer Sammlung“ im Hamburger Bahnhof. An "Hello World" kritisierte unsere Rezensentin, Anna Wegenschimmel, zwar die monumentalen Ausmaße und die damit einhergehende Unüberschaubarkeit. Aber sie zog als positives Fazit, dass hier ein wichtiger Schritt eingeleitet wurde, den üblichen eurozentrischen Kanon in der Ausstellungsgeschichte offensiv aufzubrechen.
Daneben gab es unter Kittelmanns Regie zahlreiche Einzelausstellungen bekannterer Namen wie Thomas Demand (2009/2010), Rudolf Stingel (2010), Carsten Höller (2010/2011), Tomás Saraceno (2011/2012), Gerhard Richter (2012), Martin Kippenberger (2013) oder Otto Piene (2014).

Aber auch in der jeweiligen Zeit weniger bekannte historische wie zeitgenössische Positionen waren vertreten, wie u.a. Taryn Simon (2011/2012), Hilma af Klint (2013), Gottfried Lindauers Māori Portraits (2014/2015), Adrian Piper (2017) oder die Jack Whitten Ausstellung (2019), über die unsere damalige Kritikerin, Inge Pett, schon in der Überschrift ihres Textes titelte: Der Geisterbeschwörer: Fulminante Ausstellung von Jack Whitten im Hamburger Bahnhof. Auch die aktuelle Ausstellung zu Bunny Rogers stieß in unserer Redaktion durchaus auf Interesse. So schlüsselt Hanna Komornitzyk unter dem Titel: "Digital und emotional: Gesellschaftliche Gefühlszustände in 3D" auf wie die animierte Cartoonfigur in Bunny Rogers “Self Portrait as Clone of Jeanne D´Arc” gesellschaftliche Traumata thematisiert und dabei sinnbildhaft für eine von digitalen Medien geprägte Generation steht.

Ein/e Nachfolger*in ist noch nicht in Sicht. Die vorläufige Leitung der Nationalgalerie übernimmt Kittelmanns bisheriger Stellvertreter und Leiter der Neuen Nationalgalerie Joachim Jäger.

chk

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