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COMM: Das Pop-up Büro fürs Museum

von Maximilian Wahlich (14.10.2022)
vorher Abb. COMM: Das Pop-up Büro fürs Museum

Carolina Hanke und Fee Wedepohl, Foto: Jenny Neubauer-Marsch.

Im Interview Maximilian Wahlich von art-in-berlin mit Carolina Hanke und Fee Wedepohl von COMM: Das Pop-up Büro fürs Museum

Maximilian: Liebe Fee, liebe Carolina, ihr habt im letzten Jahr COMM: gegründet. Was macht COMM: und was ist euer Ziel ?

Fee: COMM: ist eine ganzheitliche Museumsberatung. Wir wollen endlich aus Museen Begegnungsorte und Möglichkeitsräume für und mit der Gesellschaft schaffen. Museen sollen die COMM:ons von morgen werden und das gesellschaftliche Miteinander aktiv gestalten. Dafür braucht es jedoch auch interne Veränderungen. Wir wollen Museen dabei beraten und sie ermutigen, alte Strukturen aufzubrechen, ihre eigenen Visionen zu hinterfragen und gemeinsam neue zukunftsrelevante zu finden.

Maximilian: Zukunftsrelevant - was bedeutet das für euch mit Blick auf die Kulturlandschaft ?

Carolina: Erst letztens habe ich in einer Studie der Organisation More in Common gelesen, dass seit den 70er Jahren immer mehr öffentliche Begegnungsorte verloren gehen. Womit auch mein persönliches Gefühl bestätigt wurde. Begegnungsorte wie Sportvereine, die Kirche oder auch die Freiwillige Feuerwehr sind aber enorm wichtig für unser Miteinander. Sie fördern Vertrauensaufbau, bauen Vorurteile ab und ermutigen uns öfters die Perspektiven zu wechseln. Auch Museen können zu Orten werden, wo Menschen aus verschiedenen Lebenswelten zusammengebracht werden.

Fee: Konkret für unsere Kulturlandschaft bedeutet das, sich immer wieder selbst zu hinterfragen: Spreche ich wirklich vielfältige Lebensrealitäten an ? Und zum anderen, wie können Kulturinstitutionen die neuen, relevanten Begegnungsorte sein. Erreiche ich Menschen über die gesellschaftlichen Trennlinien hinaus ?
Meiner Meinung nach tragen Museen auch die Verantwortung für all diejenigen, die sich von der Gesellschaft nicht gesehen fühlen. Es braucht einen Ort, an dem wir vom Alltag fliehen, an dem wir Spaß haben, an dem wir neue Menschen kennenlernen und neue Ideen entwickeln können – einen Ort, an dem jede*r Einzelne gesehen und gehört wird.

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Let's vision. COMM:lab für mehr demokratische Museen bei der ICOM Young Professionals Netzwerk Tagung Demokratiebildung im Museum, (Fotografie vom Veranstalter.)

Maximilian: Ist das Museum als kulturelle Institution bereits ein Begegnungsort ?

Carolina: Das Potenzial ist definitiv da! Doch für viele Häuser ist es keine leichte Aufgabe, sich dieser Verantwortung zu stellen. Es gibt tolle Beispiele, wo genau das bereits passiert und in den letzten Jahren hat sich auch schon einiges getan.
Fee: Museen haben ja streng genommen einen gesellschaftlichen Auftrag und die Verantwortung, diesen auch umzusetzen. Schließlich sind es zum Großteil öffentliche Häuser, in denen unser kulturelles Erbe bewahrt und präsentiert wird.
Gewissermaßen stehen Museen damit in der Pflicht, Begegnungsort zu sein. Sicherlich sind Museen aber nicht alleine verantwortlich, diese Lücke zu füllen!

Maximilian: Wie lässt sich als externe Beratung wie COMM: eine nur kurzweilige Impulssetzung temporär und spontan verhindern ? Wie kann eine externe Beratung nachhaltig werden ?

Fee: Eine externe Beratung ist dann gelungen, wenn wir gemeinsam das interne Mindset und die Strukturen so verändert haben, dass Ausstellungen exklusiv für ein Fachpublikum gar nicht mehr möglich sind.
Dafür sollte ein Museumsteam so divers aufgestellt sein, dass es nicht nur nach außen, sondern vor allem auch intern die gesellschaftlichen Trennlinien überwunden hat oder regelmäßig rausgeht, um mit den Nicht-Besucher*innen in Austausch zu treten. Ein erster wichtiger Schritt, der Mut erfordert und eine große Portion Neugierde braucht.
Dies bedeutet für COMM: und die Museen, dass wir als Pop-up Büro tatsächlich nur temporär auftauchen. Ziel ist, gemeinsam einen Arbeitsort zu schaffen, der den Institutionen ermöglicht, agil und kollaborativ auf zukünftige gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Diese Verankerung wirkt langfristig und klingt nach.

Maximilian: Und zum Abschluss: Wo seht ihr euch mit COMM: in 5 Jahren ?

Carolina: Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir eine bunte, stark besuchte, Museumslandschaft voller vielfältiger commons haben, die ganz nebenbei unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. Transformationsberatung ist dann gar nicht mehr so ein Thema. Wir geben vielmehr Unterstützung konkret bei den Projekten im Außenraum, da sich das Innere bereits gewandelt hat. Aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir, dass solche internen Veränderungen, vor allem in unserer bürokratischen Kulturlandschaft, Zeit, Geduld, Geld und viel Sensibilität brauchen. So oder so sprudeln wir vor Motivation.

COMM: Das Pop-up Büro fürs Museum
Hanke und Wedepohl GbR
Carolina Hanke und Fee Wedepohl
Wagnerstraße 22
97080 Würzburg
www.museen-commzentriert.eu

Maximilian Wahlich

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