19:30 + 21:00 Uhr: Doppelkonzert: Ever Present Orchestra & Gäste. Kunstquartier Bethanien, Studio 1 | Mariannenplatz 2 in 10997 Berlin
Was bedeutet es, wenn es kein Erinnern mehr gibt, das Gedächtnis sich verabschiedet, wenn Worte den Adressaten nicht mehr erreichen und ein Leben dem Vergessen anheimfällt – um dieses gleichermaßen schwere wie sensible Thema dreht sich THE ETERNAL MEMORY (Panorama).
Selten erlebte man in einem Dokumentarfilm so nah, wie ein real existierender Mensch immer weniger wird, bis er ganz zu verschwinden droht.
Augusto Góngora und Paulina Urrutia leben seit über 20 Jahren zusammen. Beide sind Persönlichkeiten des chilenischen Kulturlebens, sie Schauspielerin und spätere Kulturministerin, er Autor, Fernsehjournalist und prominenter Kämpfer gegen das Pinochet Regime. Im Gedenken an diese grauenvolle Zeit hat Augusto Góngora ein umfangreiches Archiv angelegt, um dem kollektiven Vergessen der vielen Opfer entgegenzuwirken. 2014 erkrankt er an Alzheimer und Paulina beginnt, die alltägliche Momente der fortschreitenden Erkrankung mit einer Videokamera zu filmen. Zärtliches und Humorvolles halten ihre Bilder fest, aber auch Momente der Entfremdung, des Schmerzes und der Trauer. Die Regisseurin Maite Alberdi verbindet diese Aufnahmen mit selbst gedrehten Szenen und mit TV Archivmaterial, welches Augusto bei seiner Arbeit als Journalist zeigt. So erfährt der Zuschauer einiges über dieses politisch ambitionierte Leben. Vor allem jedoch beeindruckt, mit wie viel Zärtlichkeit und Geduld Paulina ihren Mann begleitet.
Krankheit und Tod sind Tabus, erzeugen Angst und Abwehr. Doch dieser Film macht deutlich, dass beides nicht nur Teil unseres Lebens ist, sondern dass es selbst hier schöne Momente geben kann. In Zeiten der zunehmenden eitlen Selbstbespiegelungen ist dies eine der selten gewordenen wahren Liebesgeschichten, traurig ja, aber auch tröstend.
Der Film, der bereits beim diesjährigen „Sundance Film Festival“ mit dem großen Preis der Jury geehrt wurde, ist eines der wenigen Highlights des diesjährigen PANORAMA Programms.
Auch in NOTRE CORPS (FORUM) tauchen wir in eine Welt ein, die uns normalerweise verschlossen bleibt bzw. aufs Intim-Private reduziert ist. Der Film der französischen Drehbuchautorin, Schauspielerin und Regisseurin Claire Simon führt in eine gynäkologische Klinik in Paris. Zahlreiche Gespräche zwischen Patientinnen und Klinikpersonal verdeutlichen das breite Spektrum dessen, was Frauen und ihren Körpern widerfährt. Es geht um ungewollte und gewollte Schwangerschaften, Geschlechtsumwandlungen und Krebserkrankungen. Und immer geht es um ein Leben, ein Schicksal, eine Entscheidung. In vielen Szenen zeigt der Film zum Teil schonungslos direkt, was genau passiert, wenn Untersuchungen und Operationen erfolgen oder Diagnosen diskutiert, bestätigt und überbracht werden. Wir sehen Hände, Sonden und Zangen in weibliche Körper eindringen, wie Kinder zur Welt gebracht werden oder Spermien im Glas ihr Ei finden. Für Zartbesaitete ist manches vielleicht nur schwer auszuhalten. Kaum zu glauben jedoch, dass so viele Szenen so direkt gefilmt werden durften und dass viele der Frauen uns so offen an ihrem Leid, ihren Hoffnungen teilhaben lassen. Ein dichter, beeindruckender Film – meine unbedingte Empfehlung.
Am Samstag (18.2.2023) findet ein Filmgespräch mit Claire Simon et al. nach der 14 Uhr Filmvorstellung im Kunstquartier SILENT GREEN statt.
73. Internationale Filmfestspiele Berlin 16.-26.02.23 |
www.berlinale.de
Titel zum Thema Berlinale:
Mit einem Tiger schlafen – ein Film über die Malerin Maria Lassnig
Läuft heute in den Kinos an ...
Der Film von Anja Salomonowitz widmet sich dem Leben der Malerin Maria Lassnig. Mehr dazu in unserer Filmbesprechung.
Baldiga – Entsichertes Herz
Unsere letzte Filmbesprechung zur Berlinale (Sektion: Panorama): Ein Film als Erinnerungsarbeit an eine bestimmte Zeit, hier das schwule West-Berlin der 1980er Jahre als Reminiszenz an einen Künstler, hier den Fotografen Jürgen Baldiga ...
I´am Not Everything I Want to Be
Berlinale - Filmbesprechung: Ein großartiger Film über die tschechische Fotografin Libuse Jarcovjáková, der eigentlich kein Film ist ...
The Night is never Complete
Filmbesprechung zur Berlinale: „Mother and Daughter, or the Night is Never Complete“ – ein wunderbarer Film der georgischen Filmemacherin Lana Gogoberidze (Forum Spezial)
BERLINALE und die Zukunft des Kinos
Summa Summarum: Die Zeit des ganz großen Kinos scheint vorbei. Strukturell, aber auch ästhetisch und technisch hat sich so viel verändert, dass Argumente, die einen Gang ins Lichtspielhaus zwingend machen, vage bleiben.
Auf der Tonspur ist was los…
Berlinale Forum: Filme, die experimentell mit Bild und Sprache bzw. Text umgehen, fallen auf der diesjährigen BERLINALE vermehrt auf. Prominentes Beispiel ist „Dearest Fiona“, ein Beitrag der Multimediakünstlerin Fiona Tan.
Die Retrospektive der BERLINALE punktet
Rund um die Welt wurden Filmschaffende aller Sparten eingeladen, ihren ganz persönlichen Lieblingsfilm vorzuschlagen und bei der Vorführung im Berlinale-Kino live oder über line zu kommentieren.
INTIMES von der BERLINALE
Filmbesprechung zu: „THE ETERNAL MEMORY“ und „NOTRE CORPS“
BERLINALE 2022: Eindrücke und Empfehlungen jenseits des Wettbewerbs
„Vorsichtshalber sollten wir davon ausgehen, dass wir alle in Gefahr sind.“ Filme der BERLINALE, auf die dieser Satz zutrifft.
Erste BERLINALE Eindrücke und Empfehlungen jenseits des Wettbewerbs 2022
Ein Überblick: Von Kasachstan über Iran, Indien und Kolumbien bis nach Süditalien zahlreiche Filme der Berlinale erinnern daran, dass und wie Frauen weltweit unter Gewalt- und lebensbedrohenden Geschlechterverhältnissen (über)leben.
Der Berlinale Bär ...
Filmfestivals scheinen gefährliche Tiere als Werbeträger zu lieben. Berlin hat seinen Bären, Venedig den Löwen, Locarno favorisiert den Leoparden.
Zum Auftakt der Berlinale, die diese Woche beginnt.
Berlinale Spezial: Berlinale Highlights 2020
Zwei ganz und gar ungewöhnliche Filme über die USA, ein schöner Film aus Nigeria, und eine kleine Lektion zum Thema Wahrnehmung wahrnehmen.....
Berlinale Spezial 2020: Kitsch versus Kunst
Über zwei Filme, die die Büroarbeit von Frauen SEHR verschieden im Blick haben...
My Salinger Year (R.: Philippe Falardeau/Kanada, Irland 2020)
The Assistant (R.: Kitty Green/USA 2019)
Berlinale Kamera 2020: Ehrung für Ulrike Ottinger
Preis: Anlässlich der 70. Internationalen Filmfestspiele erhält die Regisseurin und Künstlerin Ulrike Ottinger die Berlinale Kamera.
Searching Eva (Regie: Pia Hellenthal)
Filmbesprechung: Der Film trägt seinen Titel zu Recht. Denn wer ist diese Frau? Und kann/soll man glauben, was da gezeigt wird?
nüüd.berlin gallery
a.i.p. project - artists in progress
Haus am Kleistpark | Projektraum
Alfred Ehrhardt Stiftung
Art Laboratory Berlin